AusbildungWirtschaft & PolitikDie generalistische Pflegeausbildung war ein schwerer politischer Fehler

Das Fachwissen von 3 Berufsgruppen zusammgefasst in einem Berufsbild aber in gleicher Auszubildungszeit verliert den Fokus.

Die Bundesregierung hat die Ausbildung der Pflegeberufe neu geregelt. Das bedeutet, dass es seit dem 1. Januar 2020 den neuen Pflegeberuf Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann gibt. Die Ausbildung ist generalistisch ausgerichtet. Das heißt konkret, dass die drei bisherigen Berufsbilder Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger und Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger abgeschafft und zu einem neuen, universellen Berufsbild zusammengefasst worden sind. In der generalistischen Ausbildung sollen jetzt fachliche Schwerpunkte aus allen drei ehemaligen Pflegebereichen zusammenfließen. Die Hamburgische Behörde für Schule und Berufsbildung stellte im März 2023 einen Rückgang bei den Ausbildungszahlen in der Pflege um 17,3 Prozent fest und macht dafür auch die Berufsreform verantwortlich. Die Statistik der Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung weist zudem in Bayern, Bremen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und dem Saarland Rückgänge um bis zu 7,5 Prozent aus.

Angesichts eines immensen Personalbedarfs hat das Pflegeberufegesetz den erfolgreichen Jobmotor der eigenständigen Altenpflegeausbildung abgewürgt.

Der Arbeitgeberverband Pflege fürchtet, dass Bewerber*innen ohne Abitur durch zu viel Theorie in der Basisqualifikation abgeschreckt werden könnten. Denn um eine generalistische Pflegeausbildung beginnen zu können, müssen Bewerber mindestens einen mittleren Schulabschluss vorweisen. Hauptschülern wird der Einstieg hier anders als früher erschwert. Mit Hauptschulabschluss kann man erst nach erfolgreicher Ausbildung zur Pflegehilfskraft einsteigen. Durch die Zusammenlegung der drei Ausbildungen erhöhen und erschweren sich außerdem die Theorieinhalte. Potentielle Auszubildende könnten davon abgeschreckt werden.

Senioren und Kinder haben sowohl körperlich als auch psychisch andere Bedürfnisse.

Wir befürchten, dass durch die Generalisierung der Pflegeausbildung auch wichtige Inhalte zu kurz kommen und dass eine generalisierte Ausbildung das nötige Spezialwissen nicht in der kurzen Zeit vermitteln kann, da die Spezialisierung auf Kinder- oder Altenpflege erst im letzten Drittel der Ausbildung erfolgt. Da Pflege immer komplexer wird, entsteht ein großes Problem in der Versorgung von Älteren, weil die Altenpflege als ein „leichter“ Pflegeberuf abgestempelt und somit abgewertet wird. Dabei ist sie genauso wichtig und anspruchsvoll wie andere Pflegeberufe. Dass die generalisierte Ausbildungsform die Pflegeberufe tatsächlich zukunftsorientierter und attraktiver macht, sehen wir vorerst nicht.

Kontaktieren Sie uns – wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

Anna-Maria Krockhaus, Geschäftsführerin ÄKS

Anna-Maria Krockhaus

Pflegedienstleitung und Geschäftsführung
 +49 (0) 40 – 796 35 00
 anna.krockhaus@aeks.hamburg